Zur Agenda 2010
Mai 2004
:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Dass Reformen notwendig sind, hat jeder längst begriffen. Wieso aber längere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn vor dem Hintergrund dramatischer Rationalisierungstendenzen in Industrie, Großhandel und Bankwesen, verbunden mit einer zunehmend klaffenden Einkommensschere und einer viel zu geringen Binnennachfrage zu mehr Arbeitsplätzen führen soll, kann keiner begreifbar machen. Der Versuch, Einzelinteressen von kapitalintensiven Betrieben als Gesamtinteresse zu definieren, stößt auf zunehmenden Unmut der Bevölkerung. Und übrigens auch auf Protest des Mittelstandes.
Irgendwie hat man sich in der Politik mit einem wachsenden Sockel von 4 Millionen und mehr Arbeitslosen abgefunden. Weder Parteien, noch Wirtschaftsverbände, noch Wirtschaftswissenschaftler liefern glaubwürdige Gesamtkonzepte. Es sind zumeist verbrämte Egoismen - ohne Sinn für das Gesamtwohl.
Die AGIJ wird zusammen mit Verdi auf einem Seminar am 11.06. Analysen und Gegenkonzepte vorstellen und diskutieren. Zur Einstimmung einige diskussionswürdige Denkanstöße von Michael Ellmerich (IG)
:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Michael Ellmerich
Wir schaffen mit unserer Arbeit alle Werte dieser Gesellschaft!
Warum sollen wir dafür nicht auch unser Auskommen haben?
Die Reformen der AGENDA 2010 sollen die Arbeitslosigkeit bekämpfen, indem die Arbeitszeit verlängert wird. Wie das zu machen ist, dass sollen die regierenden Herren der SPD und vom BDI uns doch einmal erklären! Bis jetzt scheint es keine Publikation von diesen deutschen Wirtschaftslenkern zu geben, die diese Logik den Menschen näher bringen kann.
Produktivität unter heutigen Bedingungen führt zu höherer Arbeitslosigkeit.
Von 1991 bis 2000 nahm die Produktivität von IndustriearbeiterInnen in Deutschland um 73% zu. Zur gleichen Zeit stieg die Arbeitslosigkeit auf 14,2%. Also zu der Zeit als der Höhepunkt des Aufschwungs war, stieg die Arbeitslosigkeit höher als zur Zeit der Krise 1993.
Nach zwei Jahrzehnten des Sozialabbaus und der Beschneidung demokratischer Rechte, wird es immer offenkundiger, dass mit der Logik: "Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es den Lohnabhängigen auch gut". Nichts für die Arbeitnehmer herausspringt, sondern nur noch mehr von den Menschen genommen wird, die den gesellschaftlichen Reichtum erarbeiten.
Durch die immer höhere Produktivität bestünde die Möglichkeit, dass für die Lohnabhängigen ein menschenwürdigeres Leben möglich wäre, jedoch werden durch das Kapital immer mehr Menschen als überflüssig erklärt. Jede Ersparnis bei den Beschäftigten, jede Steigerung der Produktivität führt unter der Logik des Kapitals zu immer neuen Einschränkungen im Sozialsystem, in der Bildung und im Gesundheitsbereich.
In Hamburg wird von den Politikern die Standortfrage immer wieder aufgeworfen. Immer dann kommt sie auf den Tisch, wenn wieder etwas entschieden werden soll, was sich letztlich gegen die hier lebenden Menschen auswirkt. So ist hier die Durchsetzung der Erweiterung des Flugzeugbaus in Finkenwerder angeführt. Es wurde im Vorfeld verkündet, dass die Erweiterung hunderte Arbeitsplätze schaffen soll. Jedoch ist von diesem Versprechen nicht viel übrig geblieben. Die meisten Beschäftigungsverhältnisse entstanden im Rahmen der Zeitarbeit. Daraus resultiert eine Senkung der Lohnkosten für die Beschäftigten im Niedriglohnbereich. Der betreffende Konzern Airbus trägt keinerlei Risiken. Warum all dies ? Wir sollen das Interesse der europäischen Konzerne zu unserem eigenen Interesse machen. Was haben wir davon, wenn Airbus Marktanteile von Boing übernimmt? Haben wir dann Aussicht auf bessere Löhne? Wohl kaum! Die Konzerne sparen an der Produktion wo sie nur können. In der Krise sparen sie mit der Begründung, dass sie anders nicht aus der Krise herauskommen und in guten Geschäftsjahren sparen sie um den Aufschwung nicht zu gefährden. Der Aufschwung für die Beschäftigten kommt also nicht dadurch, dass sie immer besser und billiger arbeiten, sondern dadurch, dass sei neben ihrer Arbeit für ihr menschenwürdiges Leben kämpfen. Sei es für die 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, oder um weitere Kürzungen bei den Lohnabhängigen zu vermeiden, gegen die Agenda 2010.
Die Agenda 2010 ist ein Programm, um die Lohnabhängigen in Deutschland zu enteignen. Sie ist effektiv eine staatlich inszenierte Reduzierung der Löhne. Sie soll mit dafür sorgen, dass bis zum Jahr 2010 die Löhne und Lohnkosten so weit gesenkt werden, dass die europäischen Konzerne den US-Konzernen die Führungsrolle abnehmen können. Wir sollen die Lasten tragen, für Großmachtsgelüste einiger Weniger.
Wir wissen, was Grundlage einer Ökonomie ist, die solchen Ansprüchen gerecht wird. Mit der Ökonomie der USA zu konkurrieren heißt, mit einem Land zu konkurrieren, in dem es kaum soziale Absicherung gibt, in dem Rassismus, puritanische Verlogenheit und Versklavung der Völker Lateinamerikas zur Grundlage der Staatsräson gehört.
Ein menschenwürdiges Leben ist auf diesem abenteuerlichen Weg für uns nicht zu erreichen.
Diese Reformen sollen einen Ausweg aus den sprunghaft gestiegenen Haushaltsdefiziten von Staat und Sozialversicherung bringen.
Jedoch sind diese Defizite Folgen der wirtschaftlichen Krise.
Es entspricht nicht unserem Interesse, für die Interessen der Konzerne auf alle erkämpften Rechte zu verzichten. Warum sollen wir diese so genannten Reformen einfach so hinnehmen?
:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Dass Reformen notwendig sind, hat jeder längst begriffen. Wieso aber längere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn vor dem Hintergrund dramatischer Rationalisierungstendenzen in Industrie, Großhandel und Bankwesen, verbunden mit einer zunehmend klaffenden Einkommensschere und einer viel zu geringen Binnennachfrage zu mehr Arbeitsplätzen führen soll, kann keiner begreifbar machen. Der Versuch, Einzelinteressen von kapitalintensiven Betrieben als Gesamtinteresse zu definieren, stößt auf zunehmenden Unmut der Bevölkerung. Und übrigens auch auf Protest des Mittelstandes.
Irgendwie hat man sich in der Politik mit einem wachsenden Sockel von 4 Millionen und mehr Arbeitslosen abgefunden. Weder Parteien, noch Wirtschaftsverbände, noch Wirtschaftswissenschaftler liefern glaubwürdige Gesamtkonzepte. Es sind zumeist verbrämte Egoismen - ohne Sinn für das Gesamtwohl.
Die AGIJ wird zusammen mit Verdi auf einem Seminar am 11.06. Analysen und Gegenkonzepte vorstellen und diskutieren. Zur Einstimmung einige diskussionswürdige Denkanstöße von Michael Ellmerich (IG)
:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Michael Ellmerich
Wir schaffen mit unserer Arbeit alle Werte dieser Gesellschaft!
Warum sollen wir dafür nicht auch unser Auskommen haben?
Die Reformen der AGENDA 2010 sollen die Arbeitslosigkeit bekämpfen, indem die Arbeitszeit verlängert wird. Wie das zu machen ist, dass sollen die regierenden Herren der SPD und vom BDI uns doch einmal erklären! Bis jetzt scheint es keine Publikation von diesen deutschen Wirtschaftslenkern zu geben, die diese Logik den Menschen näher bringen kann.
Produktivität unter heutigen Bedingungen führt zu höherer Arbeitslosigkeit.
Von 1991 bis 2000 nahm die Produktivität von IndustriearbeiterInnen in Deutschland um 73% zu. Zur gleichen Zeit stieg die Arbeitslosigkeit auf 14,2%. Also zu der Zeit als der Höhepunkt des Aufschwungs war, stieg die Arbeitslosigkeit höher als zur Zeit der Krise 1993.
Nach zwei Jahrzehnten des Sozialabbaus und der Beschneidung demokratischer Rechte, wird es immer offenkundiger, dass mit der Logik: "Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es den Lohnabhängigen auch gut". Nichts für die Arbeitnehmer herausspringt, sondern nur noch mehr von den Menschen genommen wird, die den gesellschaftlichen Reichtum erarbeiten.
Durch die immer höhere Produktivität bestünde die Möglichkeit, dass für die Lohnabhängigen ein menschenwürdigeres Leben möglich wäre, jedoch werden durch das Kapital immer mehr Menschen als überflüssig erklärt. Jede Ersparnis bei den Beschäftigten, jede Steigerung der Produktivität führt unter der Logik des Kapitals zu immer neuen Einschränkungen im Sozialsystem, in der Bildung und im Gesundheitsbereich.
In Hamburg wird von den Politikern die Standortfrage immer wieder aufgeworfen. Immer dann kommt sie auf den Tisch, wenn wieder etwas entschieden werden soll, was sich letztlich gegen die hier lebenden Menschen auswirkt. So ist hier die Durchsetzung der Erweiterung des Flugzeugbaus in Finkenwerder angeführt. Es wurde im Vorfeld verkündet, dass die Erweiterung hunderte Arbeitsplätze schaffen soll. Jedoch ist von diesem Versprechen nicht viel übrig geblieben. Die meisten Beschäftigungsverhältnisse entstanden im Rahmen der Zeitarbeit. Daraus resultiert eine Senkung der Lohnkosten für die Beschäftigten im Niedriglohnbereich. Der betreffende Konzern Airbus trägt keinerlei Risiken. Warum all dies ? Wir sollen das Interesse der europäischen Konzerne zu unserem eigenen Interesse machen. Was haben wir davon, wenn Airbus Marktanteile von Boing übernimmt? Haben wir dann Aussicht auf bessere Löhne? Wohl kaum! Die Konzerne sparen an der Produktion wo sie nur können. In der Krise sparen sie mit der Begründung, dass sie anders nicht aus der Krise herauskommen und in guten Geschäftsjahren sparen sie um den Aufschwung nicht zu gefährden. Der Aufschwung für die Beschäftigten kommt also nicht dadurch, dass sie immer besser und billiger arbeiten, sondern dadurch, dass sei neben ihrer Arbeit für ihr menschenwürdiges Leben kämpfen. Sei es für die 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, oder um weitere Kürzungen bei den Lohnabhängigen zu vermeiden, gegen die Agenda 2010.
Die Agenda 2010 ist ein Programm, um die Lohnabhängigen in Deutschland zu enteignen. Sie ist effektiv eine staatlich inszenierte Reduzierung der Löhne. Sie soll mit dafür sorgen, dass bis zum Jahr 2010 die Löhne und Lohnkosten so weit gesenkt werden, dass die europäischen Konzerne den US-Konzernen die Führungsrolle abnehmen können. Wir sollen die Lasten tragen, für Großmachtsgelüste einiger Weniger.
Wir wissen, was Grundlage einer Ökonomie ist, die solchen Ansprüchen gerecht wird. Mit der Ökonomie der USA zu konkurrieren heißt, mit einem Land zu konkurrieren, in dem es kaum soziale Absicherung gibt, in dem Rassismus, puritanische Verlogenheit und Versklavung der Völker Lateinamerikas zur Grundlage der Staatsräson gehört.
Ein menschenwürdiges Leben ist auf diesem abenteuerlichen Weg für uns nicht zu erreichen.
Diese Reformen sollen einen Ausweg aus den sprunghaft gestiegenen Haushaltsdefiziten von Staat und Sozialversicherung bringen.
Jedoch sind diese Defizite Folgen der wirtschaftlichen Krise.
Es entspricht nicht unserem Interesse, für die Interessen der Konzerne auf alle erkämpften Rechte zu verzichten. Warum sollen wir diese so genannten Reformen einfach so hinnehmen?